Viel laugendes Gedenk widmet sich derweil dem theoretischen Hintergrund des Dichtwerks Pi's. So unbeabsichtigt, wie das Spiel die Regel gebar, so wenig geht auch Wägung der Feste der Schaffung voraus. Jedoch ist im Nachhinein betracht- und spekulierbar, welchem Sockelfundament Pi's Dichtwerk entspringt und umkehrbar sich widmet.       07.07.2002/Pi

Berichtschreybung – Theoretisches

– Sprachahmung –

Pi's Gedichte kommen zunächst einfachster Art zustande. Thematisch – da lediglich der Schimpfung/Zudichtung Personae schiedentlich gedacht – jeglicher Suche frei, rankt das Dichtgeflecht sich um erstgefundene Schlagworte bzw. Schlagphrasen. Sinn ist immanent, jedoch nicht durchgängig. Exemplarisch sei dies an Pi's Erstdichtung – Zudichtung an die unvergleichliche Hürbine von Pleuselspink – aufgezeigt.

Von deren Auftreten Maien 5 im Echoraum entzückt wiewohl neidend angefressen, plusterte Pi Maien 12 nachfolgendes Gedicht, hier unmittelbar verkommentart:

Dies ist das wahre Bekenntnis des Beweggrundes Pi's, übergehend in vage Zustandsbeschreibung. Sichtlich hier bereits die sorglose Sprachahmung als reimtechnische und metrische Erfüllungsgehilfen. So "balocht" das Herz. Was tut das Herz? Nicht schlägt, nicht pocht es, es "balocht". Mag sein, es bacht und locht, wir wissen es nicht. Jedoch sollte der Klang Stimmung zu vermitteln in der Lage sein? Dieserart, dass es ein stetiges, quälendes Herzgetu ist, welches Pi erleidet.

Der Verlauf geht vom Zustand aus zu irreal Konkretem. "Tunichgute Zeilen" (eben jene der unvergleichlichen Hürbine von Pleuselspink) sind Anlass für "gegrabte Stille". Das Innehalten im Schreck (es ist der Schreck, von Vorzüglichem geblendet worden zu sein), das Neiderblassen, dem "der Tugendbold" die Stille stiehlt. Der Bold verneint die Tugend. Ein ungehobeltes Kerlchen ist dies, das merkwürdige Dinge tut, Hyazinthen frisst und Zwiebelgelee. Warum Hyazinthen? Hier passen Pi und Kalfaktor ehrlicherweis. Wollten wir uns der Hyazinthen kundig machen, gewiss ließe sich tiefdenkerlich Sinn implementieren. Wahrheit jedoch ist, dass der Bold deshalb Hyazinthen fraß, weil es wundersprachlich klingt: Einfach gut! Nicht anders verhält es sich mit dem "Zwiebelgelee", worin sich aber andeuten mag, dass süßes Schlemmern nicht die Sache ist. Vielmehr tränentreibende Schärfe birgt der Genuss.

Und nicht ein Schippchen Sinn hat die zweite Strophe. Gewiss aber ließe sich tiefdenkerlich einer finden. Wollten wir es versuchen, so deutete die erste Zeile auf schadenfrohe Häme des Moments oder unspektakulären Lebens ohne Höhen und Senken. Fade mag dem immanenten lyrischen Ich das eigene (lyrische) Leben erscheinen eingedenk des gesichteten Höhenflugs der unvergleichlichen Hürbine. Und so möchte "Weißmann" die eben noch gewisse Tugend sein, auf deren sichrem Grund das Leben fadet. Nun jedoch aufgeschreckt "zwitschert" er, bedrängt von fast nicht (aber doch?) toten – Ideen? Wünschen? Eitelkeiten? – darin "verzagter Wille" mit "im Schlafrock" reckenden "Morgenrüssel" sich regt. Man möchte hierin vielleicht eine Anspielung auf die keck sich reckende Morgenlatte entdecken. Jedoch so keck so unnütz ist sie auch fruchtbarer Verrichtung. Und so vermöchte der just auferstandene "verzagte Wille" nichts zu schaffen – es sei denn das trinken von "Kümmeltee" verhülfe zu Potenz... oder zur Erleichterung.

Wir wissen heute nicht mehr, was Pi sich bei der Schaffung jenes Erstgedichtes dachte, oder was fühlbar war. Wir wissen es zumindest nicht mehr in hinreichend detaillierter Tiefe, um behaupten zu könne, Pi habe oder Pi habe nicht gedacht. Wessen wir uns hingegen bewusst und sicher sind, ist die intuitive Basis als wichtigstem Schaffensfundus Pi's. Intuitives, Gespürtes händelt mit Gedachtem. Vermengt sind sie ununterscheidbar.

Als Stilmittel der Sprachahmung seien weiterhin angeführt:
Versilbungen – zwiebelich, geniederlich, unertränt, unfreuerlich, fremdgelenkert usw.
Wortzusammensetzungen – kampftapfer, Keifmoräne, Trübetassenkraut, All-nicht-unser-Wahr usw.
Neologismen (zumeist lautmalend) – balocht, Halsumfacht, Maulgeflenk usw.
Beugungen – lügeln, rügeln, Sinnsen, Treibsal usw.
Substantivierungen, Adjektivierungen, Verbierungen – ein Blind, dein Klug, zwergeln, papageines usw.

 

– Lyrik vs. Malerei –

(folgt)  

– Sinnfindung und Sinngebung –

(folgt)  

KaLet
– Sekretär und Berichtschreyber ehrens ihro Glyphen Pi –